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  • sarahraich

3 Gedichte über Klimawandel, Angst und Alltag




DIESES NEUE WETTER


Du hast etwas zu sagen denkst du da sind schon ganze Sätze

Und dann schneidest du dich eigentlich nur eine Dose Müll aber die Kante und das Blut Tropfen auf den Nudeln von gestern und du denkst ich habe ja gar keine Zeit Da ist das Essen, die Wäsche, das Manuskript, die Abholzeit, Umsatzsteuer, Spülmaschine, und verstreut das ganze Duplo, aber das Blut, es tropft trotzdem einfach weiter Hinter dem Fenster, die Sonne, der Staub, darin verfängt sich das Licht, und endlich hat auch der Kirschbaum Knospen und vielleicht, dieses Jahr, auch Früchte, nur müsstest du jetzt sprühen Sonst kommt wieder dieser Pilz, der Baum verträgt das neue Wetter nicht und morgen soll es regnen

Das Küchentuch schimmert rot und feucht, eine wirklich schöne Farbe, es erinnert fast an Kirschen, die es vielleicht bald nicht mehr gibt, denn dieses neue Wetter Aber du hast doch gar keine Zeit hättest du wirklich was zu sagen





FERNERBLAU


Wenn das Eis erlischt

der Rest gestreckt übers Geröll

ein Hellgrau über Schiefergrau fast Schwarz

und sucht das Auge doch noch immer dieses eine Blau

helles kaltes frei von Gnade

dieses eine Eis der Ferner


bleibt ein Rumpf

stumpf gefleckte Zeit

Vergangenheit hinaufgefahren

rauf ins Geleucht der Wolken

photonengelöstes Wassermolekül


Ruhe des Moments

Umschlag der Zeit

die Wiederniederkunft sogleich

der Regen

ohne Unterlass im Überfluss über nackten Grund

gegossen

und doch

ein wahres Eis

ein fernerblaues

wird es immer nimmermehr

ein Schnee vielleicht ein halb Gefroren

Ein immer wieder Auf- und Abgestiegen

zwischen diesen Sphären

das Jahrtausendeis

verloren





DEN FUß IM STAUB


Das Haar fängt Wind

zu heiß für den April

und auch für einen Mai


Laubgeknister

noch vom letzten Jahr

und die Knospen heuer

grau und hohl


Luft geholt

Atemzug aus Cellophan

das Haar

als sei das alles nichts

tanzt

und sieht so fröhlich aus


so wie das Kleid

gelb und blau

gesponnen gefärbt

und dann genäht

in Plastik gepackt


in einen Container gelegt


Seen geleert

Gerbstoff in Flüsse gespült

was braucht es noch

ein ganzes Kleid


die Blüten gelb

Frühlingsgefühl der Saison

flattert im heißen Wind

so gut es eben geht

den Fuß im Staub

des Blumenbeets

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