DIESES NEUE WETTER
Du hast etwas zu sagen denkst du da sind schon ganze Sätze
Und dann schneidest du dich eigentlich nur eine Dose Müll aber die Kante und das Blut Tropfen auf den Nudeln von gestern und du denkst ich habe ja gar keine Zeit Da ist das Essen, die Wäsche, das Manuskript, die Abholzeit, Umsatzsteuer, Spülmaschine, und verstreut das ganze Duplo, aber das Blut, es tropft trotzdem einfach weiter Hinter dem Fenster, die Sonne, der Staub, darin verfängt sich das Licht, und endlich hat auch der Kirschbaum Knospen und vielleicht, dieses Jahr, auch Früchte, nur müsstest du jetzt sprühen Sonst kommt wieder dieser Pilz, der Baum verträgt das neue Wetter nicht und morgen soll es regnen
Das Küchentuch schimmert rot und feucht, eine wirklich schöne Farbe, es erinnert fast an Kirschen, die es vielleicht bald nicht mehr gibt, denn dieses neue Wetter Aber du hast doch gar keine Zeit hättest du wirklich was zu sagen
FERNERBLAU
Wenn das Eis erlischt
der Rest gestreckt übers Geröll
ein Hellgrau über Schiefergrau fast Schwarz
und sucht das Auge doch noch immer dieses eine Blau
helles kaltes frei von Gnade
dieses eine Eis der Ferner
bleibt ein Rumpf
stumpf gefleckte Zeit
Vergangenheit hinaufgefahren
rauf ins Geleucht der Wolken
photonengelöstes Wassermolekül
Ruhe des Moments
Umschlag der Zeit
die Wiederniederkunft sogleich
der Regen
ohne Unterlass im Überfluss über nackten Grund
gegossen
und doch
ein wahres Eis
ein fernerblaues
wird es immer nimmermehr
ein Schnee vielleicht ein halb Gefroren
Ein immer wieder Auf- und Abgestiegen
zwischen diesen Sphären
das Jahrtausendeis
verloren
DEN FUß IM STAUB
Das Haar fängt Wind
zu heiß für den April
und auch für einen Mai
Laubgeknister
noch vom letzten Jahr
und die Knospen heuer
grau und hohl
Luft geholt
Atemzug aus Cellophan
das Haar
als sei das alles nichts
tanzt
und sieht so fröhlich aus
so wie das Kleid
gelb und blau
gesponnen gefärbt
und dann genäht
in Plastik gepackt
in einen Container gelegt
Seen geleert
Gerbstoff in Flüsse gespült
was braucht es noch
ein ganzes Kleid
die Blüten gelb
Frühlingsgefühl der Saison
flattert im heißen Wind
so gut es eben geht
den Fuß im Staub
des Blumenbeets
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